Wie verändert Corona die Choreographie des Alltags?
Wie hat sich Corona und die damit einhergehenden Veränderungen auf deine Körperlichkeit ausgewirkt? Bewegst du dich durch Corona anders durch den Alltag? Wenn ja, wie?
Ich nehme meinen Körper stärker wahr. Die Bedeutung von Bewegung wird elementarer. Darüber hinaus trete ich mit mir selbst stärker in den körperlichen Dialog, weil ich von anderen seltener körperlich wahrgenommen werden. Ich ziehe mich zum Beispiel nur für mich schön an, obwohl ich im Homeoffice arbeite, weil es zu wenig Gelegenheiten gibt, sich schön anzuziehen. Oder ich tanze abends durch meine Wohnung, wenn ich spüle, weil es zu wenig Gelegenheiten gibt, Tanzen zu gehen.
Was beobachtest du bei anderen Menschen an Bewegungsveränderungen oder Veränderungen in der Körperlichkeit?
Bei fremden Menschen beobachte ich oft eine zunehmende Hemmnis in der Begegnung - es wird etwa penibel auf Distanz geachtet. Unter Freunden entwickeln sich hingegen interessante Substitute zum Bussy links und rechts, wie intensiverer Augenkontakt, oder hübsche Kussmünder, Hampelmänner zur Begrüßung...alles mögliche.
Was fehlt dir körperlich durch Corona?
Umarmungen und Berührungen!
Welche körperlichen Aktivitäten oder Handlungen, die seit Corona aus dem Alltag verschwunden sind, fehlen dir überhaupt nicht?
Krampfhafte physische Präsenz im Büro ohne Not.
Fühlst du dich seit Ausbruch von Corona anderen Menschen näher oder ferner? Was hat sich zwischenmenschlich/körperlich verändert? Was hat sich für dich Körperlich- zwischenmenschlich positiv verändert?
Meinen engen Freunden und meiner Familie fühle ich mich eher näher, weil man sich stärker aufeinander konzentriert, stärker aufeinander angewiesen ist. Menschen, die einem zufällig begegnen und mit denen ich sonst gerne Augenkontakt habe, zufällige Berührungen austausche oder ein Gespräch führe, sind auf Eineinhalbmeter unangenehm fremder geworden.
Wann nimmst du andere Körper im Alltag als Bedrohung wahr? Wann nimmst du deinen eigenen Körper als Bedrohung für andere wahr?
Eigentlich nie. Ich habe bislang immer ein Urvertrauen gehabt, dass ich mit Sprache oder durch die Art meines Auftretens aggressiven Begegnungen etwas entgegensetzen kann.